11.2012

Archiv vom November 2012

Es ist an der Zeit

„Einen schönen Tag noch“, raunte mir der ältere Herr, dem ich regelmäßig beim Laufen an der...

20:00 kulturbühne ambach, götzis. Magic Voices – die hellen und frischen Stimmen des Landesjugendchors, das begeisterte...

Die ganz harten Jungs

Die ganz harten Jungs

21:00 event.center, hohenems. Inzwischen ist die Rammstein-Tribute-Band Stahlzeit nicht mehr unbekannt in Vorarlberg.

Mozart-Requiem im Dom

Mozart-Requiem im Dom

20:30 dom st. nikolaus, feldkirch. Am Samstag wird im Dom St. Nikolaus Feldkirch das Requiem, KV 626 von W.

17:00 vonblonhaus, thüringen. In Zusammenarbeit mit der Granzer Autor(inn)en-Versammlung findet auch heuer mit...

CD: „Best of Wühlmäuse“

CD: Best of Wühlmäuse

10:30 theater am saumarkt, feldkirch. Die „Wühlmäuse“ gründeten das Theater am Saumarkt und machten es über mehr als ein...

Lieder aus der Romantik

Lieder aus der Romantik

17:00 herz-jesu-kirche, bregenz. Unter dem Motto „Stars von Morgen“ präsentieren am Sonntag Gesangssolistinnen der...

Beim Gang über den Friedhof

Beim Gang über den Friedhof

Nun ist die Zeit des hektischen Treibens auf den Friedhöfen wieder vorbei. Die Gräber sind gerichtet, drapiert mit Chrysanthemen, Erikas und Immergrün. Der Toten ist gedacht.

Manche Kerzenflamme leuchtet noch einige Zeit gegen das Vergessen an.

Jetzt, wo es still geworden ist, lohnt sich ein Friedhofsbesuch. Da erfährt man eine Menge über die Menschen, über Verstorbene und über die, die ihnen die Grabmäler gesetzt haben. Denn Grabsteine können sprechen. Sie drücken aus, was Menschen wichtig ist, wie sie denken, was sie glauben, wovor sie Angst haben und worauf sie hoffen.

Aufmerksame Besucher

bemerken bald: So friedlich ist es hier gar nicht. Es wird in Stein gehauen fortgesetzt, was von draußen, von den friedlosen Höfen, Häusern und Plätzen bestens bekannt ist. Da gibt es große und kleine, monumentale Grabgebilde und glatte Steine „von der Stange“. Da gibt es den weinenden Engel aus weißem Marmor und die geschmiedeten oder geschnitzten, mit Plastikblumen geschmückten oder mit Silbertannen umrahmten Kreuze. Da gibt es die, die unter dem Namen eine Litanei hoher Auszeichnungen tragen und die, wo schlicht „Müller“ draufsteht – mit und ohne goldener Rose. Da heißt es auf einem efeubewachsenen und ziemlich verwahrlosten Stein: „Hier ruht mein unvergesslicher Gatte“. Von wegen unvergesslich …

Interessant wird es, wo mehr als nur der Name steht. Da werden die kalten Steine lebendig, da ahnt man etwas vom Schmerz der Menschen und von der Sehnsucht nach Leben. „Liebe ist stärker als der Tod“, heißt es auf einem. Aber im Hohen Lied Salomos heißt es: “Liebe ist stark wie der Tod.” Beide also gleich stark! Welche Wunde hat dieses Bibelwort verändert? Ist’s die Sehnsucht nach unvergänglicher Liebe?

Es wird nicht bloß geklagt.

Hier streiten Welten miteinander – schweigend und versteinert. Eine Platte trägt die Inschrift: „Und zuletzt des Licht’s begierig, bist du, Schmetterling, verbrannt.“ Das Ende eines Menschen: Eine Katastrophe, eine tödliche Verbrennung?

Daneben ein Stein, darauf stehen die schlichten Worte: „Hier ruht in Gott“ –­ Das Ende eines Menschen: Beginn einer Wartezeit? Worauf? Auf paradiesisches Licht? Davon wird nichts gesagt. Aber: … „in Gott“. Das ist die Hauptsache. Hier ruht in Gott … Hier ist einer in Gott aufgehoben und bewahrt – weder verbrannt noch vergessen.

Da eine Aufschrift, die den Schmerz des Abschieds wiederspiegelt, die zugibt, dass etwas endgültig vorbei ist, die den Tod aber nicht bloß ansieht, sondern durch ihn hindurchsehen möchte. Es wird Jesus zitiert: „Auch ihr habt jetzt zuvor Trauer, aber ich werde euch wiedersehen und euer Herz wird sich freuen.“ (Johannes 16,22) Ein Bibelspruch, protestantisches Markenzeichen!

Was kommt danach?

Einige scheinen genau zu wissen, was nach dem Tod kommt. Mit Hölle und Fegefeuer lässt sich heute kein pädagogischer Effekt mehr erzielen, darum stellen sie sich das Paradies in bunten Farben vor, geradezu lustig muss es dort zugehen. Für andere ist es ganz klar: Danach herrscht das absolute Nichts. Aber wer weiß das schon? Bekannt ist die Geschichte von den zwei alten Mönchen. Die malen es sich immer wieder aus, wie es im Himmel aussehen könnte und versprachen einander, dass der, der als erster stirbt, dem andern in der nächsten Nacht erscheinen würde, um ihm zu bestätigen, was sie sich vorgestellt hatten – oder eben nicht. Da stirbt der eine. Und ganz aufgeregt wartet der andere in der folgenden Nacht auf dessen Erscheinen: „Taliter?“, fragt er auf Latein, d.h. genauso wie wir es uns vorgestellt haben? „Aliter!“, antwortet dieser, anders! „Qualiter?“ – wie denn? – fragt er atemlos weiter. „Totaliter aliter!“, ganz, ganz anders… Das war seine letzte Antwort.

„Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?“, fragt ein Student den großen theologischen Lehrer Karl Barth. Der sagt darauf: „Ich weiß es nicht! Ich weiß nur, dass ich hier im Leben in Gottes Hand bin – und dann erst recht!“

Wolfgang Olschbaur,
evangelischer Pfarrer i. R, Schwarzach

Zum Gedenken

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