Berns neuer Trainergott

Im Moment des Triumphs genießt YB-Meistertrainer Adi Hütter am Spielfeldrand die innige Umarmung seiner Gattin Sabine. apa
Der Altacher Adi Hütter krönt seine Arbeit bei den Young Boys Bern mit dem ersten Meistertitel sei 1986.
Bern Torhüter Marco Wölfli (35), Kapitän Steve van Bergen (34) und Torjäger Guillaume Hoarau (34) – nur ein Trio der aktuellen YB-Mannschaft ist vor dem letztmaligen Titelgewinn (1985/86) geboren. Nun hat Adi Hütter die Berner erlöst. Gefeiert als „Wunderwuzzi“, als „Fußballgott“, hat der Vorarlberger dem Schweizer Traditionsverein nicht nur neues Leben eingehaucht, sondern ihn zu einer Meisterelf geformt, akribisch und detailverliebt. Bis zur großen Explosion der Emotionen nach dem 2:1-Heimsieg gegen Luzern und dem Gewinn des zwölften Meistertitels in der 120-jährigen Klubgeschichte. „Es war ein richtig schweres Match“, sagte der 48-Jährige nach den ersten Momenten des Gefühlsausbruchs. „Mit YB in der Schweiz Meister zu werden ist ungleich schwerer als das Double mit Salzburg. Deshalb ist dieser Titel nicht mit dem Doublegewinn in Salzburg vergleichbar.“ Für Hütter hat nicht Basel geschwächelt, sondern es war die Stärke von YB, die den Bernern den ersten Meistertitel seit 32 Jahren brachte. „Ich denke, dass wir eine tolle Entwicklung genommen haben, dass wir doch einiges verändert haben und nun den Lohn der Arbeit ernten.“ Die Kontiunität auf dem Trainerposten hat sich für die Young Boys also gelohnt. Seit Sommer 2015 in Bern, hat Hütter sein Team zur Nummer eins in der Schweiz geformt. Nun wartet das Double, denn am 27. Mai genießt man im Pokalfinale gegen den FC Zürich Heimvorteil. Gewinnt der Altacher auch dieses, dann ist ihm der nächste Eintrag in die Geschichtsbücher gewiss, denn: Wie Ernst Happel hätte er dann in zwei verschiedenen Ländern das Double geholt.
Seinen Vertrag in Bern hatte er im Herbst vorzeitig bis 2019 verlängert, auch weil er in Ruhe seine Meisterarbeit vollenden wollte. Der Ruf aus Deutschland aber wird den Familienvater wieder ereilen – und Hütter wird diesem irgendwann erliegen. Vielleicht schon im Herbst oder im Winter. Davor aber wartet die Herausforderung Champions League – der Schweizer Meister greift in der letzten Qualirunde ein – auf den Chefcoach und sein Team. Denn die Mannschaft mit dem Ex-Altacher Nicolas Moumi Ngamaleu (23) wird wohl nicht zusammenbleiben. Selbst in Bern wird spekuliert, dass Spieler wie Kevin Mbabu (23), Kasim Nuhu (22), Roger Assalé (24) oder Dijbril Sow (21) weiterziehen. Das wird die Klubkasse klingeln lassen, denn der Marktwert der Spieler wird zwischen acht und 20 Millionen Euro geschätzt.
Hütter selbst hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass ihn ein Job in der deutschen Bundesliga reizt. „Ich denke, dass ich reif dafür bin“, sagt er selbstbwusst und ergänzt: „Aber ich bin auch gern in Bern. Es ist ja nicht so, dass ich unbedingt wechseln muss.“
Perfekte Charakterzüge
Inzwischen ist Hütter der dienstälteste Trainer in der Schweizer Super League. Außer dem Österreicher ist kein anderer länger als seit letztem Juni im Amt. „Das macht mich stolz“, gibt er zu. Immerhin hat er aus einem verunsicherten Team eine selbstbewusste Meistermannschaft entwickelt. So wie er selbst an seiner Trainerkarriere gearbeitet hat – ehrgeizig und zielstrebig. Hütter wirkt souverän, im Umgang mit den Medien, im Dialog mit Sponsoren – und er gibt sich kumpelhaft in Gesprächen mit den Fans. Zwei Eigenschaften zeichnen ihn zudem aus: Er übt sich in Demut, ist aber auch selten zufrieden. Als Trainer fordert er von seinen Spielern Leidenschaft und Ehrgeiz. Nun steht Hütter selbst vor einer ganz großen Zukunft. VN-cha

Adi Hütter mit Tochter Celina und dem Erste-Liga-Meisterteller 2013

Seine ersten Schritte als Chefcoach machte Hütter 2009 in Altach.

Mit RB Salzburg gewann Adi Hütter in der Saison 2014/15 das Double.
„Wir haben eine tolle Mannschaft, die nach 32 Spieltagen schon verdient Meister ist.“
Fußball
Österreichische Trainer, die im Ausland Meister geworden sind (nach dem Zweiten Weltkrieg)
Karl Adamek 1956 und 1957 mit IFK Norrköping (SWE)
Rolf Fringer (Vater war Österreicher) 1993 mit FC Aarau und 1998 mit GC Zürich
Edi Frühwirth 1958 mit Schalke 04
Franz Fuchs 1962 mit Feyenoord Rotterdam
Bela Guttmann (ab 1956 österreichischer Staatsbürger) 1959 mit FC Porto, 1960 und 1961 mit Benfica Lissabon. Davor 1939 und 1947 mit Ujpest Budapest
Willi Hahnemann 1956 mit GC Zürich
Ernst Happel 1971 mit Feyenoord Rotterdam, 1976, 1977 und 1978 mit Club Brügge, 1982 und 1983 mit Hamburger SV
Josef Hickersberger 1996 mit Al-Ahli (Bahrain), 2002 mit Al-Ittihad (Katar), 2010 mit Al-Wahda (VAE)
Karl Humenberger 1957 mit Ajax Amsterdam
Adi Hütter 2018 mit Young Boys Bern
Wilhelm Kment 1965 mit Feyenoord Rotterdam
Max Merkel 1966 mit 1860 München, 1968 mit 1. FC Nürnberg, 1973 mit Atlético Madrid
Walter Probst 1958 mit IFK Göteborg
Karl Rappan: 1950 mit Servette Genf, 1965 mit Lausanne-Sports. Davor: 1937, 1939, 1942, 1943 und 1945 mit Grasshoppers Zürich
Walter Skocik 1985 mit PAOK Saloniki
Rudi Strittich 1961, 1962, 1965 und 1979 mit Esbjerg fB (DEN)