Streiflicht

Glückliche Fügung
Ganz fest würde man an das Gute im Menschen glauben wollen und vor allem an das Kluge. Dann setzte man beruhigt den italienischen Espressokocher auf die heiße Herdplatte und sähe genüsslich zu, wie das Wasser hochschmurgelt, denn man wüsste ja, dass nichts passieren kann.
Gewiss, die Menschen würden am Wochenende zuhauf zum Coronatest antreten, brav in pfleglicher Distanz. Und sie würden das negative Ergebnis natürlich zu differenzieren wissen als Momentaufnahme, aber eben nicht mehr.
Auf keinen Fall betrachteten sie dieses kleine „negative“ Vorzeichen als großen Freibrief, um im restlichen Advent nachzuholen, was ihnen im Lockdown verwehrt war. Schon gar nicht würden sie sich in den Geschäften auf die Zehen treten vor lauter Kauflust, was für ein verrückter Gedanke! Sie würden vielleicht die zögerlich losruckelnden Skilifte mit größter Rücksicht gebrauchen und in weiten Schwüngen und elefantösem Abstand ins Tal wedeln. An den Aprés-Ski-Hütten vorbei. Weil die ja zu hätten.
Wer so an das vernunftbegabte Wesen glaubt, der wird auch den brodelnd heißen Kaffee, der ihm auf die Hose schwappt, als glückliche Fügung begrüßen, weil eine Corona-Infektion im Vorweihnachtsgedränge ja noch viel schlimmer wäre.
Thomas Matt